Unser neues Fastentuch - Jesus weint

„Bittet, dann wird euch gegeben;
sucht, dann werdet ihr finden;
klopft an, dann wird euch geöffnet.“ (Mt 7,7)

In der Pfarre Breitenfeld, in der ich im Jahr 2004 als Kaplan tätig war, ist mir ein Bild zugefallen, das mich sehr beeindruckt und nicht mehr losgelassen hat. Immer wieder habe ich einen Blick darauf geworfen. Das Motiv: Jesus schaut vom Weltall aus auf unsere Erde – und weint.
Schon damals kam mir der Gedanke, dass dies ein wunderbares Motiv für ein Fastentuch wäre.
Da ich das künstlerische Talent unserer Pastoralassistentin Ingrid Grundtner schon lange Zeit kenne, habe ich sie bereits vor einigen Jahren gefragt, ob sie sich das zutrauen würde, ein solches Fastentuch für unsere Kirche zu malen. Da hat sie der Zweifel gepackt, ob sie das schaffen würde.
Mit Gottes Hilfe wirst du es schaffen!
Pfarrer Mag.Peter Pösze

„Dominus flevit“ – „Der Herr weinte“
Es war für mich eine große Ehre, dass mir der Herr Pfarrer den Auftrag für ein solches Fastentuch zugetraut und übertragen hat, es war mir aber auch von Anfang an klar, dass ich das ohne Gottes Hilfe niemals schaffen werde. Deshalb habe ich mich direkt an Gott gewendet und mich von Seinem Wort ansprechen und inspirieren lassen. Kein Geschehen von heute auf morgen.
In der Bibel, dem Wort Gottes, habe ich gesucht und  gefunden. Jesus weinte. Einmal als sein Freund Lazarus gestorben ist und ein zweites Mal über die Stadt Jerusalem:
Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. (Lk 19)
Die Bedeutung des Namens „Jerusalem“ ist „Stadt des Frie-dens“. Gott hat den Menschen in Israel Frieden durch Jesus Christus angeboten. Sie haben sich dagegen entschieden, und Gott respektiert das. Jesus wusste, dass der Untergang Jerusalems bevorstand. Nicht als die strafende Antwort eines rachsüchtigen Gottes, sondern als das Resultat einer religiösen, gesellschaftlichen Entwicklung. Als die Summe vieler persönlicher und politischer Entscheidungen ohne Gott, dem Nichthören auf die Stimme und dem Rat Gottes. Gott wendet das selbstverschuldete Unheil dieses Mal nicht ab - auch nicht im letzten Moment. Diese Konsequenzen müssen von den Menschen getragen werden.
In Jesus jedoch zeigt uns Gott, dass Er mitleidet.
Dass Er nicht unbeteiligt zuschaut, sondern mittendrin im Leiden, in Katastrophen ist. »Frieden«  meint nach biblischem Verständnis nicht einfach die Abwesenheit von Krieg, sondern viel mehr: umfassendes
Glück, Gesundheit und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinschaft, gelungenes Leben in gelungenen Beziehungen – zu anderen Menschen, zu sich selbst, zur Schöpfung und zu Gott.
Jesus weint – stellvertretend über Jerusalem, doch damit auch über Israel und die ganze Welt und die ganze Geschichte von uns Menschen.
Jesus weint - brennende Tränen über seine Schöpfung und das Leben. Geschenke, die uns von Gott übergeben und anvertraut wurden. Geschenke, die wir im Begriff sind, zu zerstören.
Ingrid Grundtner